Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT)

Sehr geehrter Patient,

seit Jahren biete ich die Stoßwellentherapie in meiner Praxis an. Es handelt sich um ein in orthopädischen Praxen etabliertes Verfahren, welches oft sehr gut hilft und im schlechtesten Falle nicht schadet.

In der Regel werden 3 Sitzungen im Abstand von 1 Woche durchgeführt. Natürlich übernehmen die öffentlichen Kassen die Kosten nicht. Der Preis ist jedoch sehr überschaubar.

Die besten Ergebnisse habe ich persönlich mit Kalkschulter, Fersensporn, Tennisellbogen und Rückenschmerz.

Wir nutzen ein Gerät der schweizerischen Firma EMS (Radial wie auch fokussiert, je nach Indikation).

Unten folgt eine kurze Beschreibung des Verfahrens mit einem kleinen Literaturüberblick.

Funktionsweise der Stoßwellentherapie

Wie funktioniert die Behandlung mit Stoßwellen?

Was ist Stoßwellen­therapie?

Die sogenannte extrakorporale Stoßwellen­therapie (ESWT, von englisch extracorporeal shock wave therapy) ist ein nicht‐operatives Verfahren, bei dem hochenergetische akustische Impulse über ein Elektro­gerät und einen Applikator gezielt auf eine Körperstelle übertragen werden. shockwavetherapy.org

„Extrakorporal“ heißt: außerhalb des Körpers. Das Gerät wird auf der Haut angesetzt – das Organ oder Gewebe wird durch die akustischen Wellen stimuliert.

Diese Impulse sollen Heilungsprozesse im Körper fördern, z. B. durch Mikrotraumatisierung, Anregung der Durchblutung, Aktivieren von Zell‐ und Geweberegeneration sowie Abbau von Verkalkungen oder Narbengewebe. PubMed

Anwendung der Stoßwellentherapie

Wie läuft die Behandlung ab?

  • Zuerst wird die Diagnose gestellt (z. B. klinische Untersuchung, Bildgebung, Labor).
  • Der behandelnde Arzt setzt den Applikator auf die betroffene Region – üblicherweise nach Auftrag eines Gels.
  • Es folgen mehrere Impulse mit definierter Energie, Häufigkeit und Anzahl.
  • Die Behandlung dauert meist nur wenige Minuten pro Sitzung.
  • Häufig sind mehrere Sitzungen nötig (z. B. 3–6) im Abstand von z. B. einer Woche.
  • Danach sollten Belastung, Bewegung und ggf. Physiotherapie abgestimmt werden, damit der Heilungsprozess unterstützt wird.

Indikationen & Kontraindikationen

Die internationale Fachgesellschaft International Society for Medical Shockwave Treatment (ISMST) hat Indikationen festgelegt:

Zugelassene Standard‐Indikationen

  • Chronische Tendinopathien: Kalkschulter, Tennis-Ellenbogen, Patellasehnen­entzündung, Achillessehnen­entzündung, Fersensporn/Plantarfasziitis.
  • Knochenpathologien: Verzögerte Knochenheilung, Pseudarthrose, Stressfraktur, avaskuläre Knochennekrose ohne Gelenkfehlstellung.
  • Haut‐ und Weichteilprobleme: Wunden, Ulzera, Verbrennungsbereiche (bei verzögerter Heilung).

Weitere empirisch geprüfte Indikationen bestehen z. B. für spastische Zustände (z. B. nach Schlaganfall). MDPI

Kontraindikationen

Wann sollte man nicht oder nur sehr vorsichtig damit arbeiten?

  • Maligne Tumoren im Behandlungsgebiet.
  • Schwangerschaft (Föten im Zielbereich).
  • Lunge im Targetbereich.
  • Epiphysenfuge (bei Kindern).
  • Schwere Gerinnungsstörungen oder Infektionsherde im Zielgebiet. Mayo Clinic

Studienlage & Effekte

Die Studienlage ist vielversprechend – aber nicht uneingeschränkt. Hier einige wichtige Ergebnisse:

  • In einer systematischen Übersicht (Achillessehnen, Hüfte, Patellasehne) fanden Autoren moderate Evidenz für Vorteile gegenüber konservativer Therapie. PubMed (Tendinopathien)
  • Eine Meta‐Analyse zeigte, dass die Morphologie (z. B. Verkalkungen, Dicke der Faszie) durch Stoßwellenbehandlung messbar verändert wurde. PubMed
  • Bei der Plantar fasciitis (Fersensporn) zeigte eine Metaanalyse gute Evidenz für einen erheblichen Effekt auf Schmerz und Funktion. PubMed (Plantarfasziitis)

Vorteile und Grenzen

Vorteile Grenzen / Wichtige Hinweise
  • Nicht‐invasiv (kein Schnitt, keine OP).
  • Kurze Sitzungen.
  • Reduziert Schmerzen, verbessert die Funktion.
  • Alternative, wenn andere konservative Therapien nicht wirken.
  • Nicht jede Indikation ist gleich gut belegt.
  • Wahl des Geräts und Anwendung sind entscheidend.
  • Keine "Wundertherapie" – Mitarbeit des Patienten nötig.
  • Seltene Nebenwirkungen: Hautrötung, leichte Schmerzen.
Zusammenfassung

Die Stoßwellen­therapie ist eine moderne, nicht‐chirurgische Methode zur Behandlung vor allem chronischer Sehnen‐, Knochen‐ und Weichteilbeschwerden. Sie ist vor allem indiziert bei chronischen Tendinopathien (z. B. Ferse, Ellenbogen, Schulter) sowie bestimmten Knochen‐ und Hautproblemen. Studien zeigen gute Ergebnisse insbesondere bei Plantarfasziitis und gewissen Kalkschultern. Dennoch gilt: gute Indikationsstellung, erfahrene Ausführung und ergänzende Therapie (z. B. Physiotherapie) sind entscheidend für den Erfolg.

Einzelne Studien im Detail

Tennisellenbogen (Laterale Epicondylopathie)

Studienlage: Viele Metaanalysen berichten über Schmerzreduktion und verbesserte Griffkraft, oft besser als Placebo. PMC

Behandlung: 1–3 Sitzungen pro Woche, insgesamt oft 1–6 Sitzungen.

Fazit: Sinnvolle Option, wenn Physio oder NSAR nicht reichen.

Patellaspitzensyndrom (Jumper’s Knee)

Studienlage: Gemischte Evidenz. Positive Effekte besonders in Kombination mit exzentrischem Training. ESWT kann helfen, ergänzende Übungen sind wichtig. PubMed

Behandlung: 3–5 Sitzungen, oft kombiniert mit Training.

Fazit: Vielversprechend bei Sportlern, aber nicht durchgängig überlegen.

Achillessehnen-Tendinopathie

Studienlage: Konsistente Vorteile bei Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung, besonders bei "Mid-portion"-Tendinopathie. PubMed

Behandlung: Serien von 3–6 Sitzungen.

Fazit: Etablierte Option vor einer OP-Indikation.

Kalkschulter

Studienlage: Hochenergetische/radiale ESWT + Physiotherapie kann Schmerzen reduzieren und Verkalkungen verringern. PMC

Behandlung: Häufig 1–3 Sitzungen mit hohem Energielevel.

Fazit: Gute Evidenz für Schmerzlinderung und teilweise Resorption von Kalkherden. Wiley

Rückenschmerzen (Chronisch)

Studienlage: Mehrere Meta-Analysen (mit bis zu 1.749 Patienten) zeigen signifikante Schmerzreduktion und Funktionsverbesserung nach 1 bis 3 Monaten im Vergleich zu anderen Therapien. PubMed | PMC

Fazit: Mit größerem Datenvolumen zeigt sich, dass ESWT bei Lenden-/Kreuzschmerzen sowohl Schmerz als auch Funktion verbessern kann – auch mit Wirkung bis ca. 3 Monate.

Deutschsprachige Leitlinien & Quellen

  • DIGEST (Deutschsprachige Internationale Gesellschaft für Extrakorporale Stoßwellentherapie): S2e-Leitlinie mit Empfehlungen für Tendinosis calcarea, Tennisarm, Achillessehne. DIGEST
  • AWMF S2e-Leitlinien: z. B. zu Schultersteife und subacromialen Beschwerden. AWMF
  • AIHTA / HTA-Rapid-Reviews: Prüfen Evidenz für konkrete Indikationen. AIHTA

Hinweis: Die hier beschriebenen Therapien sind individuelle Gesundheitsleistungen. Eine ausführliche ärztliche Aufklärung über Chancen und Risiken ist zwingend erforderlich.